Safari 3.0 - Fork oder F…ck?
Als hätte die Entwicklergemeinde nicht schon genug Herausforderungen. Mit der “Beta-Version” des neuen Safari 3.0 konnte Steve Jobs auf der Apple-Anwenderkonferenz WWDC dem ach so innovationsgeilen Mac-User wenigstens ein Trostpflaster verpassen. Denn im Grunde gab es nichts Neues aus dem Hause Apple zu berichten - auch nichts über Leopard.
Der schnellste Browser unter Windows?
Bei aller Sympatie - Steve Jobs fulminante Kampfansage nimmt sich ziemlich bescheiden, wenn nicht sogar lächerlich oder mittelfrisitig als eine schiere Fiktion aus. Es mag sicher richtig sein, daß Safari auf entsprechend schnellen Powerbooks und iMacs zumindest gut funktioniert und auch unter Apple Alternativen zum Firefox oder Internet Explorer ihre Berechtigung haben sollen.
Doch wo bleibt der Durchschnittsanwender mit seinem Windows-Rechner Baujahr 2005, 2004 oder älter? Ob der Betrieb eines Webbrowsers gleich mehrere hundert MB Systemleistung beanspruchen sollte, mag jeder für sich selbst entscheiden.
Entscheidungsträger werden für die Lauffähigkeit von Websites, Web-Portalen oder Web-Applications unter Safari / Windows vorerst die Budgets sicher nicht erhöhen. Und - zumindest - gegenwärtig werden wir auch niemandem dazu raten, aufwendige Gadgets in Webseiten zu integrieren, deren Klientel mehr als 5 % Apple-Anwender aufweist.
Verzeihbarer Fehlstart oder böses Omen
Die Portierung der KHTML-Plattform auf Windows und die Veröffentlichung des Safari 3.0 Beta unter Windows werden es Ajax-Entwicklern, Sicherheits-Verantwortlichen und dem unbedarften Anwender in Zukunft nicht leichtmachen.
Schon seit geraumer Zeit, genauergesagt seit dem Matthias Ettrich und Kollegen mit dem Konzept des KDE-Dateimanagers und integrierten Webbrowsers unter KDE eine Alternative zu den unter Unix-Betriebssystemen zwischenzeitlich performanceschwachen Webbrowsern schaffte, reibt sich der ernsthafte Web-Entwickler die Augen, wenn er Darstellungstests mit dem Konqueror unter Linux abspult.
Daher verwundert es auch nicht, daß die Anwendertest nach den ersten 3 Tagen seit Veröffentlichung des Safari 3.0 Beta für Windows überwiegend verheerend ausfallen. Die dokumentierten Programmabstürze bei simplen Tasks wie der Lesezeichenverwaltung, oder mehrere eklatante Sicherheitslücken wie die von Thor Larholm dokumentierte Iframe-Falle dürften schätzungsweise nur die Spitze des Eisberges sein.
KHTML, WebKit - AJaX, CSS2, Iframes?
Unsere Erfahrungen mit der KHTML-Engine sind bislang selbst unter Linux KDE frustrierend - insbesondere was die Unterstützung von CSS2, Ajax oder Iframes anbelangt. Acid2-Test hin oder her. Sollte sich auf welche Weise auch immer herausstellen, daß das als Fork vom KDE 3.0.2 adaptierte und wenn auch für OS X x-fach optimierte WebKit auch unter Safari 3.0 seine Dienste verrichtet, wird sich das Thema sehr bald von selbst erledigt haben.
Die dem Safari und Konqueror zugrundeliegende KHTML-Plattform ist sicher ein ehrenwertes Unterfangen, doch leider erschließt sich uns bislang mit Ausnahme des Betriebs unter Apple OS X lediglich, daß die Prüfung von Quellcodes und JavaScripts sehr viel Zeit, Arbeitsspeicher und Geduld erfordert. Bekanntlich verfügen ja Mac-User über eine ganze Menge davon. Auf wen dies nur partiell zutrifft, weiß Steve Jobs aber ganz gewiß auch.
16. Juni 2007 - 04:35 | Webprogrammierung » Browserwars | ∞ | Spacedrops